Die Grazer Amokfahrt

An grauenvolle Bilder von anderen, weit entfernten Schauplätzen des Planeten, haben wir uns schon gewöhnt.

Diese Abstumpfung ist manchmal erschreckend, aber noch viel erschreckender ist es, wenn die sinnlose Gewalt in unseren Grazer Straßen Einzug hält. So ist es am Samstag, den 20. Juni 2015, in der Grazer Innenstadt geschehen. Ein Amokfahrer zerstörte an diesem Tag die Vorfreude auf den Start des Sommers, den scheinbar kein Wölkchen trüben sollte.

Das Böse in Grün

In einem grünen SUV (Geländewagen) sitzend, entschied sich der Täter scheinbar jede Form von Verantwortung und Moral über Bord zu werfen. Das Resultat war eine Amokfahrt, die vom Griesplatz über den Hauptplatz bis in die Schmiedgasse führte. Der Täter zielte dabei offenbar auf die Verletzung möglichst vieler Passanten und Fußgänger ab. 36 Verletze und 3 Tote, darunter ein Kind, sind die traurige Bilanz dieser Absicht.

Nach der Realisierung einer solchen Tragödie startet natürlich das Aufkommen der Fragen. Warum musste das geschehen? Was war die Motivation des Täters? Hätten wir es verhindern können? Einige Wochen nach der Tat häufen sich die Indizien (vor allem durch das Benehmen des Täters in der Haft), dass der generelle Geisteszustand des Täters stark beeinträchtigt ist. Es handelt sich also um eine Tat mit kaum einer klaren Motivation und mit noch weniger Möglichkeiten einer zuverlässigen Früherkennung – zumindest nicht ohne die Aufgabe all unserer Freiheiten.

Die Welt lässt sich nun mal nicht in Gut und Böse einteilen. Sie besteht aus guten und bösen Taten, die oft sehr nahe beieinander liegen, wie der Amoklauf in Graz und die Geschehnisse danach bewiesen haben.

Tragödien bringen uns zusammen und lassen uns inne halten

So furchtbar die Amokfahrt für all die Opfer und Familien war, so bewegend ist es zu sehen, wie wir als Gesellschaft, vielmehr als Gemeinschaft, damit umgehen. Schon am 28. Juni, also circa eine Woche darauf, fand ein Gedenkmarsch entlang eines Großteils der Route des tödlichen Lenkers statt. 12.000 Menschen aus Graz und teilweise ebenso von weit her nahmen an dieser wunderschönen und rührenden Geste teil. Viele werden sich in einigen Jahren zwar nur an die grausame Tat erinnern, aber eigentlich sollten wir uns alle daran erinnern, dass das Schlimmste im Menschen das Beste in den Menschen, in den Grazern, hervorbringt.

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